Die Auswahl der richtigen Konsolidierungssoftware ist ein zentraler Erfolgsfaktor für moderne Finanzorganisationen. Die Vielfalt der Lösungen am Markt ist groß. Doch welche Software passt zu den individuellen Anforderungen Ihres Unternehmens?
Die Auswahl der richtigen Konsolidierungssoftware ist ein zentraler Erfolgsfaktor für moderne Finanzorganisationen. Die Vielfalt der Lösungen am Markt ist groß. Doch welche Software passt zu den individuellen Anforderungen Ihres Unternehmens?
Klare Ausgangslage schaffen
Der erste Schritt auf dem Weg zur Auswahl einer geeigneten Konsolidierungssoftware besteht darin, die eigene Ausgangssituation klar zu analysieren. Denn die Gründe für eine Systemerneuerung oder -einführung sind so vielfältig wie die Unternehmen selbst. Häufig ist der Umstieg auf SAP S/4HANA der Auslöser – in vielen Fällen verbunden mit der Ablösung älterer BW-basierter Lösungen wie EC-CS oder SEM-BCS. Auch der zunehmende Druck zur Beschleunigung der Abschlussprozesse –etwa im Rahmen eines Fast-Close-Projekts – führt dazu, dass Unternehmen bestehende Systeme hinterfragen. Ein weiterer Treiber sind neue Anforderungen an die Berichterstattung, sei es durch regulatorische Entwicklungen wie das ESG-Reporting oder durch die parallele Anwendung mehrerer Rechnungslegungsstandards(z. B. IFRS und HGB). Hinzu kommen organisatorische Veränderungen wie eine steigende Anzahl an Konzerngesellschaften, M&A-Aktivitäten oder heterogene ERP-Landschaften, die bestehende Lösungen an ihre Grenzen bringen. Nicht selten ist auch die Abhängigkeit von Excel-basierten Prozessen ein Risiko, das durch die Einführung einer prüfungssicheren und revisionskonformen Konsolidierungsplattform minimiert werden soll. In jedem Fall gilt: Nur wenn die Ausgangslage, die übergeordneten Ziele und die strategische Zielarchitektur klar sind, kann der Auswahlprozess für eine neue Konsolidierungslösung zielgerichtet und erfolgreich gestaltet werden.
Anforderungen definieren
Bevor Unternehmen mit der Evaluierung verschiedener Anbieter beginnen, ist eine klare Definition der eigenen Anforderungen unverzichtbar. Welche Komplexität weist die Konzernstruktur auf? Welche gesetzlichen und internen Berichtspflichten müssen erfüllt werden (Anforderungen an legale Konsolidierung, Management-Konsolidierung, Planungsintegration oder ESG-Reporting)? Nutzt das Unternehmen SAP S/4HANA, SAP ECC, Oracle ERP oder Microsoft Dynamics als operative Systeme? Ein weiteres zentrales Thema ist die Datenintegration: Müssen heterogene Quellsysteme über ETL-Strecken angebunden werden, etwa mit SAP Data Services, Azure Data Factory oder Informatica? Oder besteht bereits ein zentrales Data Warehouse, z. B. auf Basis von SAP BW/4HANA oder Snowflake, das eingebunden werden soll? Auch Reporting-Anforderungen spielen eine Rolle – ob klassische Berichte mit SAP Analysis for Office oder moderne Dashboards mit SAP Analytics Cloud, Power BI oder Tableau benötigt werden. Die technische Landschaft und die strategische Zielarchitektur sollten daher eng in die Bedarfsanalyse einbezogen werden.
Die Antworten auf diese Fragen bilden die Grundlage für den Auswahlprozess. Nur durch eine umfassende Bedarfsanalyse kann sichergestellt werden, dass die gewählte Software langfristig den Anforderungen gerecht wird.
Zusätzlich sollten Unternehmen überlegen, welche internen Ressourcen für die Implementierung und den Betrieb der Software zur Verfügung stehen. Eine realistische Einschätzung hilft, die richtige Balance zwischen Funktionalität und Bedienbarkeit zu finden. Auch die Einbindung relevanter Stakeholder aus der Finanzabteilung und der IT frühzeitig im Prozess ist entscheidend, um Akzeptanz und reibungslose Abläufe sicherzustellen.
Darüber hinausspielt die strategische Herangehensweise bei der Auswahl und Implementierung der Software eine zentrale Rolle. Eine klare Roadmap, die alle Phasen von der Bedarfsanalyse über die Implementierung bis hin zur Optimierung der Prozesse umfasst, ist essenziell. Unternehmen sollten sicherstellen, dass die Software nicht nur kurzfristige Probleme löst, sondern langfristig zur Erreichung strategischer Ziele beiträgt. Die Auswahl sollte also immer im Kontext der Gesamtstrategie des Unternehmens betrachtet werden.
Lösungen vergleichen
Sobald die Anforderungen definiert sind, beginnt die eigentliche Evaluierungsphase: die Auswahlgeeigneter Systeme. Der Markt für Konsolidierungslösungen ist vielfältig – von spezialisierten Anbietern bis hin zu umfassenden Plattformlösungen. Die Auswahl sollte dabei immer zur Unternehmensgröße, zur IT-Strategie und zu den fachlichen Anforderungen passen. Unternehmen mit einem starken SAP-Fokus und einer bereits etablierten S/4HANA-Systemlandschaft prüfen häufig SAP Group Reporting, das nahtlos in den S/4HANA Core integriert ist und Echtzeitverarbeitung sowie die Nutzung vorhandener Stammdatenmodelle ermöglicht. Für Konzerne mit besonders komplexen Konsolidierungsanforderungen, etwa mit historischen Buchungskreisen, komplexen Währungsumrechnungen oderumfangreichen Intercompany-Sachverhalten, kann SAP BCS/4HANA die bessere Wahl sein – insbesondere, wenn bereits ein stark genutztes SAP BW/4HANA-System im Einsatz ist.
Alternativ bieten Anbieter wie CCH Tagetik eine leistungsstarke Corporate-Performance-Management-Plattform, die neben der Konsolidierung auch ESG-Reporting, Planung und Disclosure Management integriert. LucaNet wiederum ist besonders im Mittelstand beliebt,punktet mit schnellen Implementierungszeiten und bietet ein intuitives Frontend für legale Konsolidierung. OneStream richtet sich an große, internationalagierende Unternehmen und verfolgt den Ansatz einer vollständig integrierten Plattform für Konsolidierung, Planung und Reporting.
Neben der funktionalen Abdeckung sollten Unternehmen auch wirtschaftliche und technische Aspekte in die Bewertung einbeziehen: Wie hoch sind die Gesamtkosten über den Lebenszyklus der Lösung hinweg? Wie häufig gibt es neue Releases, wie ist die Bedienbarkeit im Alltag, und wie groß ist die Community oder Verfügbarkeit von Fachkräften am Markt? Besonders hilfreich in dieser Phase sind strukturierte Anbieter-Demos, prototypische Proof-of-Concepts sowie ein klar definierter Kriterienkatalog –idealerweise in Form einer Bewertungsmatrix, die alle relevanten Entscheidungskriterien transparent macht.
Entscheidung und Implementierung
Nachdem die passende Konsolidierungslösung identifiziert wurde, beginnt die Phase der finalen Entscheidung und Vorbereitung der Implementierung – ein Schritt, der häufig unterschätzt wird, aber maßgeblich über den Projekterfolg entscheidet. Die Entscheidung sollte auf einer strukturierten Bewertungsmatrix basieren, die alle relevanten Kriterien – fachlich, technisch und wirtschaftlich –transparent gegenüberstellt. Ebenso wichtig ist es, alle relevanten Stakeholder frühzeitig einzubinden: Controlling, Accounting, IT, Internal Audit und gegebenenfalls auch die Wirtschaftsprüfung. Nur wenn alle Perspektivenberücksichtigt werden, kann die Entscheidung langfristig tragfähig sein.
Im Anschluss folgt die Vertragsverhandlung mit dem Anbieter. Hierbei sollten nicht nur Lizenz- und Betriebskosten im Fokus stehen, sondern auch Service-Level-Agreements, Skalierungsoptionen, Supportmodelle und mögliche Abhängigkeiten im künftigen Betrieb. Parallel dazu empfiehlt es sich, frühzeitig nach einem erfahrenen Implementierungspartner zu suchen – idealerweise einem Beratungshaus, das sowohl über fundiertes technisches Know-how als auch über ein tiefes Verständnis für die betriebswirtschaftlichen Anforderungen der Konsolidierung verfügt.
Der Implementierungsansatz selbst sollte gut durchdacht sein. Dabei geht es nicht nur um Meilensteine und Zeitpläne, sondern auch um Teststrategien, Datenmigration, Qualitätssicherung und ein durchdachtes Schulungskonzept für die zukünftigen Anwender. Nicht zuletzt gilt: Die Einführung einer neuen Konsolidierungslösung ist immer auch ein Change-Projekt. Eine klare Governance, definierte Verantwortlichkeiten und eine offene Kommunikation sind ebenso erfolgskritisch wie die Wahl der richtigen Software. Wer die Umsetzung professionell vorbereitet, schafft nicht nur ein neues System – sondern auch Vertrauen und Akzeptanz im gesamten Konzernabschlussprozess.